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„Fang und Zwang“

Das Konzept meiner Einzelausstellung auf der Parallel Vienna 2021

Im vergangenen Jahr der weltweiten Pandemie hat jeder Künstler mehr oder weniger Kunstausstellungen und Projekte verloren. Da bin ich natürlich keine Ausnahme: Einige im Voraus geplante Ausstellungen sowie eine Artist in Residency in Peking wurden nach und nach abgesagt. Verglichen mit den Auswirkungen der Pandemie auf Wirtschaft, Tourismus und Politik der ganzen Welt sind unsere persönlichen Verluste und Opfer jedoch eigentlich nichts. Unsere Freiheit, die Beziehung und die Distanz zwischen den Menschen, sogar das Leben und die Gesundheit sind bedroht. Seit der Antike ist es so: Wenn die Menschen in der Krise sind, dann beginnen sie, über die Ursache der Dinge nachzudenken. Die Tierarten gehen durch die Jagd zurück, während Natur, Luft und Wasser durch unseren Menschen zerstört und verschmutzt werden, wofür wir auch den entsprechenden Preis bezahlen. Die rasante Entwicklung von Wissenschaft und Technologie ist nicht unbedingt positiv: Die Ende 2019 ausgebrochene Pandemie ist wie eine Strafe und Rache der Natur an den Menschen. In der Postpandemie Zeit sollten wir Künstler diesem Thema mehr Aufmerksamkeit schenken. Im Lockdown habe ich oft über die Ursachen von Umweltverschmutzung und Pandemie nachgedacht und meine künstlerische Sprache verwendet, um diese bestehenden Probleme zu erzählen, zu diskutieren und zu kritisieren.

Fang und Besitz

Die Menschen sind sehr gierig. Wir beherrschen die Tierwelt und nehmen uns schöne Landschaften und Dinge gerne zu eigen. Wir lieben es, Blumen in Vasen und Tiere in Käfige zu stellen. Zum Beispiel in der Installation I "Schmetterlinge und Käfig" auf meiner Ausstellung: Unzählige bunte Schmetterlinge sind im Käfig gefangen und versuchen herauszufliegen, aber vor einem festen Käfig sind sie machtlos. Die Krähe in der Installation II "Vogelkäfig und Vogelnest" starb im Vogelkäfig, und darunter befindet sich das Vogelnest, in dem sie geboren wurde. Von der Geburt über das Wachstum bis zum Tod geschah alles in situ, sie war noch nie woanders in ihrem Leben, sie hat nie die Außenwelt gesehen. Ich stelle die Frage da, ob auch manche von uns nicht so sind?  Die dritte Installation "Ketten und Efeu" soll zum Ausdruck bringen, wie Menschen mit gewaltsamen Mitteln natürliche Pflanzen besetzen und kontrollieren, die wie Sklaven und in Ketten gefesselt sind.

Privatisierung und Zwang

Ein weiterer Teil dieser Ausstellung ist meine Malerei, die hauptsächlich eine Gruppe von "Menschen und Tieren"-Serie zeigt.  Auf den Bildern können die Zuschauer Hund, Katzen, Wolf, Schaf, Schmetterlinge, Motten und Fledermäuse entdecken. Die bemalten Tiere sind wie beim Menschen an verschiedenen Körperstellen gepierct. Die Zuschauer können feststellen, dass "Piercing" eine sehr künstliche Herangehensweise ist, eine Markierung, die wir Tieren auferlegen. Was ich da ausdrücken möchte, ist, wie Menschen versuchen, Tiere zu verändern, nachdem wir sie in Besitz genommen haben, sie werden mit persönlichem Branding oder mit dem Etikett des Besitzers gewaltsam „verbrannt".


26.2.2021_Interview_Walter Pobaschnig

„Die zeitgenössische Kunst wird sich verändern“ Patrick Li, Künstler_Wien 26.3.2021

Lieber Patrick, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Aufgrund der Auswirkungen der Covid-Pandemie mussten im vergangenen Jahr viele Ausstellungen, Veranstaltungen sowie Reisen abgesagt werden. Ich konzentriere mich daher auf das künstlerische Schaffen. Grundsätzlich pendele ich jeden Tag zwischen dem Zuhause und dem Atelier. Mein Zuhause ist ungefähr 3 Kilometer vom Atelier entfernt. Manchmal, wenn das Wetter gut ist, gehe ich gerne zu Fuß hin, um meinen Körper mehr zu bewegen und gleichzeitig auch frische Luft zu schnappen. Während des Malprozesses werde ich ruhiger und achte mehr darauf, wie das Werk und seine Entwicklung voranschreitet, sodass ich die durch die Einschränkungen des Lockdowns verursachte
negative Atmosphäre oder den Frust vergessen kann. Die häufige Kommunikation mit Freunden und Familie hilft mir auch dabei, ein gesundes Leben und eine positive Arbeitseinstellung aufrechtzuerhalten.

Patrick Li, Künstler

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Wir sollten mehr auf die Freuden und die positiven Aspekte des Lebens achten, damit wir nicht zu einem Magneten werden, der stets negative Energie absorbiert. Wir stellen uns geduldig den Einschränkungen und Schwierigkeiten, die durch die Pandemie verursacht werden. Wir schätzen die Freunde, Verwandten und Lebenspartner um uns herum sowie sie die positive Energie, die es uns bringt. Wir versuchen, unsere Arbeit gut zu machen und behandeln sie als Hobby. Selbst wenn wir nur eine kleine Arbeitsleistung erzielt haben, sollten wir uns eine entsprechende Bestätigung und Belohnung geben. Wenn Sie gerade arbeitslos sind, sollten Sie in dieser Zeit überlegen, etwas Neues zu lernen, da neues Wissen unser eigenes Wertgefühl verbessern kann. Oder Sie können endlich Dinge tun, die
zwar seit mehreren Jahren anstehen, wofür Sie aber nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden haben. Kurz gesagt, wir müssen nach vorne schauen. Diese schwierige Zeit wird vergehen, und alles wird wieder zur Normalität zurückkehren.


Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und
persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt
dabei der Kunst an sich zu?


Die globale Pandemie wird irgendwann vorübergehen, und jeder wird vor einem neuen
Ausgangspunkt stehen. Unser tägliches Leben wird anders sein als vor der Pandemie.
Unser künftiges Leben wird in der Postpandemie existieren, in der es kontinuierliche technologische Fortschritte und die Koexistenz des Covid-Virus geben wird. Daher wird sich auch die zeitgenössische Kunst in der Welt entsprechend verändern. Gleichzeitig sind wir es seit langem gewohnt, die ganze Welt egozentrisch zu betrachten. Wir stehen an einem neuen Ausgangspunkt und beginnen, über neue künstlerische Ausdrucksformen nachzudenken und zu fragen. Kunst hat immer den höchsten mentalen Zustand der Menschheit reflektiert und ist daher unverzichtbar. Ich glaube, dass die Kunst der Postpandemie unser Verständnis und unsere Erkenntnis des Lebens und der Welt auf eine höhere Ebene bringen wird.

Was liest Du derzeit

„Die Pest“ von Albert Camus. „Journals“ von Keith Haring.


Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Aufstehen, Straßenbahn, Büro, Essen, Arbeit, Essen, Schlafen, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, immer derselbe Rhythmus – das ist sehr lange ein bequemer Weg. Eines Tages aber steht das Warum da, und mit diesem Überdruss, in dem sich Erstaunen mischt, fängt alles an.“
Albert Camus, Sisyphos

Vielen Dank für das Interview lieber Patrick, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Kunstprojekte wie persönlich in diesen Tagen alles Gute!

https://literaturoutdoors.com/2021/03/26/die-zeitgenossische-kunst-wird-sich-verandern-patrick-li-kunstler_wien-29-3-2021/


„Entfremdung und Sublimierung“

Das Konzept meiner Einzelausstellung auf der Parallel Vienna 2020
 
Als Menschen (fortgeschrittene Tiere) haben wir viele Instinkte, die anderen Tieren ähnlich sind.  Dazu gehören zum Beispiel die Ernährung, der Schlaf, das Verlangen auf unterschiedlichen Ebenen. Sex als Verlangen ist ursprünglich primitiv und voller Wildheit, aber wenn Sex den Menschen mit hoher Intelligenz begegnet, ist er nicht mehr so ​​einfach und gewöhnlich wie in der Tierwelt. 
 
Sexuelle Verflechtungen wurden philosophiert und künstlerisch in eine unverzichtbare Kultur in der Evolution der menschlichen Zivilisation verwandelt. Es ist deprimierend und beschämend für einige Menschen die Sexualität zu reflektieren, aber es ist gleichbedeutend mit Glück und Liebe für Andere. Eine Person kann hohen Hauptes genießen, während sie verzerrt, ausgepeitscht und erniedrigt wird. Daher haben unterschiedliche Menschen aufgrund ihrer unterschiedlichen Bildung, ihrer Kultur und ihres Lebenshintergrunds natürlich diverse Möglichkeiten, sexuelle Befriedigung zu erlangen. 
 
Als Künstler konzentriere ich mich in den Werken dieser Einzelausstellung hauptsächlich auf das Thema der homosexuellen Subkultur und diskutiere diese. Vor allem behandle ich zwei Gruppen, die durch Kleidungen, Objekte und Konzepte in dieser Kultur voneinander entfremdet sind. Eine Gruppe repräsentiert in sechs Gemälden, die in fluoreszierenden Farben auf Baumscheiben gemalt sind, das Phänomen des Fetischismus. Im dunklen Raum hinter Vorhängen kann das Publikum die Bilder nur durch Schwarzlicht betrachten. Dadurch läßt sich die Darkroom-Kultur bestimmter schwuler Bars realistisch erleben. Die zweite Gruppe von vier großformatigen Gemälden ist das erste Kooperationsprojekt mit der berühmten österreichischen Drag Queen Tamara Mascara. Ihr Image (vor und nach dem Schminken) wird in den vier Werken wiederholt und entfremdet. Das Publikum kann langsam in die unendliche Fantasiewelt von Tamaras abwechselnder Männlichkeit und Weiblichkeit eintreten. 
 
Als drittes Element habe ich eine ergänzende Installation vorbereitet, die sich am Guckloch in der Erotikbar beziehungsweise am Glory Hole orientiert. Das Guckloch, der einzige Ort, an dem man die Arbeit betrachten kann, lässt die Menschen nochmal in diese Thematik eintauchen. Denn durch das Loch sieht man in einem geschlossenen Raum eine Wand voller Poppers-Flaschen. Heute sind Poppers ein unverzichtbarer Bestandteil der Homosexualität. Die Arbeit wird sogar von der österreichischen Firma Poppers.at gesponsert.

Artinnovation über meine Kunst

Patrick Li hingegen lässt sich in seinem Schaffen vor allem von seinem Glauben an die Menschheit inspirieren. Er kommt ursprünglich aus China, wo er sein Studium an der Schanghaier Kunstakademie absolvierte. Im Jahre 2002 wanderte er nach Wien aus und studierte in der Klasse von Erich Wonder Szenografie an der Akademie der Bildenden Künste. Angekommen in Wien, setzte sich Patrick Li intensiv mit seiner Kunst auseinander, die in dieser Zeit von einer gewissen „Wiedergeburt“ gekennzeichnet war, insofern er sich zunehmend mit modernen Strömungen konfrontiert sah. Der neue Lebensbeginn in Wien brachte somit neben dem Lebenswandel auch einen Wandel seiner Kunst mit sich. Asiatische Einflüsse in der Malerei Lis sind dennoch stets zu beobachten. So setzt sich der Künstler in seinen Werken nicht nur mit einer neuen Bildfindung auseinander, sondern bezieht gleichermaßen seine chinesischen Wurzeln in die Gemälde mit ein, indem er diese mit entsprechenden Schriftzeichen, Symbolen oder Figuren versieht. Schon als Kind lernte Patrick Li verschiedene traditionell – chinesische philosophische Lehren kennen. Dabei sah er sich vor allem dem Taoismus Lao-Tses eng verbunden. Der Gedankenlehre entsprechend beschäftigt sich der Künstler während dem Entstehungsprozess seiner Bilder deshalb auch häufig mit Fragen über das Leben – sprich über den Lauf des Lebens und über die Entstehung der Menschen – die er sich

teils im Fortschreiten der Arbeiten selbst beantworten kann. Patrick Li zieht es zudem vor, tanzende Körper abzubilden und dabei gleichzeitig Ähnlichkeiten bestimmter Formen aufzuzeigen, um somit zu einer gewissen Stille im Chaos der Welt zugelangen. Weiters erkennt er eine ganz spezielle Harmonie zwischen Mensch und Natur, weshalb er diese beiden Themenschwerpunkte in seinen Werken stets stimmig miteinander zu verbinden weiß. Er bevorzugt kräftige, poppige Farben in seinen Bildern, sowie geometrische Formen; er malt Männer und Frauen, verbildlicht junge und alte Menschen, sowie Lebende und Tote, denn für den Künstler spielt der Mensch selbst den wohlwichtigsten Part im gesamten Universum. Des Öfteren zeigen seine Bilder Gesichter oder Figuren, die als Schatten oder als Traumvision an den Betrachter treten – seine Gemälde befinden sich also – genauso wie der Mensch selbst – zwischen Raum und Zeit. Die Kunst Patrick Lis ist ein Ausdruck von Sinnlichkeit, welche er selbst am liebsten, einer in den 80er und 90er Jahren gängigen Musikrichtung entsprechend, als „Dream - Pop“ beschreiben würde. Patrick Lis Werke bilden im Großen und Ganzen also eine Synthese aus Realität und Fantasie, gewähren dem Betrachter einen Einblick in eine Traumwelt und lassen ihn selbst über die eigene Existenz reflektieren. 

(Text von Kathrin Zitturi)